Abstract
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Die finnische Bauernkultur der vorindustriellen Zeit spaltet sich in einen ostfinnischen und einen westfinnischen Volkskulturkreis auf. In diesem Artikel werden regionale Unterschiede der Bauernkultur anhand von Besiedlungsformen und sozialen Organisationen behandelt. Als Erläuterungsbasis dienen ökologische Verhältnisse und die Siedlungsgeschichte. West-Finnland hat eine gleichmässig ebene Landschaft, wo auf ausgedehnten Lehmböden sowie an den Ufern von Flüssen und Seen schon frühzeitig Feldwirtschaft und Dorfbesiedlung entstand. Hier liegen Haufendörfer mit dicht bei-einander stehenden Häusern oder Reihendörfer entlang von Strassen und Gewässern. Die Menschen hatten hier vielerlei gemeinsame wirtschaftliche Interessen, die zu mannigfaltiger Zusammenarbeit auf allen Gebieten des Erwerbslebens führten. Ost-Finnland ist durch hügeliges Gelände geprägt. Seit Ende des Mittelalters wurden hier grosse Gebiete von der Neusiedlerbewegung aus Savo besiedelt. Im Gebiet von Savo betrieb man noch bis in die Neuzeit hinein die Brand- oder Schwendwirtschaft, die viel Land voraussetzt und die Besiedlung weit zerstreut. In diesen Streusiedlungen hatten die Menschen weitaus weniger gemeinsame wirtschaftliche Interessen, ihre Zusammenarbeit war entsprechend wesentlich geringer als in West-Finnland. Den westlichen kollektiven Einstellungen entsprechen also im Osten individualistische Verhaltensweisen.