Das ethnographische Paradigma und die Jahrhundertwenden.

Abstract

Obwohl die ethnischen Aspekte der Gegenwartskultur ihr Thema waren, sind die Ethnowissenschaften vom vehementen Aufbrechen ethnischer Argumentationsmuster in den politischen Bewegungen der letzten Jahre überrascht worden. Die Europäische Ethnologie hatte die ethnische Kultur als zwar wichtiges, aber doch eher freundliches Kolorit der modernen Gesellschaften interpretiert und dabei die dunklen Seiten ausgeblendet, die ein steigender Homogenitätsbedarf im Verlauf der Modernisierung und der sie begleitenden Differenzierung aktivierte. Ethnokulturelle Gefühle und die Renaissance der ethnischen und nationalen Solidaritäten bewegen die Menschen derzeit offenbar heftiger als gemeinsame Klassenlagen, ökologische Interessen oder Frauensolidarität. Die Jahrhundertwenden, in unserer Kultur immer als Wendemarken gedeutet und als Schwellen wahrgenommen , scheinen diesen Bedarf nach Sicherheiten zu aktivieren. Angesichts der Deutungen der Moderne als Individualisierung der Lebenswelten und andererseits als Uniformierung der Weltgesellschaft scheint das ethnographische Paradigma immer wieder seinen Reiz in der mittleren Reichweite zu entfalten, die Identität durch Differenz verspricht : als Möglichkeit einer zwar partikularen, aber doch kollektiven Identität. Der Artikel will schließlich nach der Zuständigkeit und Verantwortlichkeit der Ethnologie fragen.

How to Cite

Köstlin, K., (1994) “Das ethnographische Paradigma und die Jahrhundertwenden.”, Ethnologia Europaea 24(1), 5-20. doi: https://doi.org/10.16995/ee.1809

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Konrad Köstlin (Universität Wien)

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